Der St. Martinstag und seine Traditionen
Jedes Jahr um den 11. November herum sieht man abends an vielen Orten Deutschlands zahlreiche Gruppen mit bunten, selbstgebastelten Laternen singend durch die Straßen ziehen. Der Martinsumzug ist nur eine der Traditionen – wenn auch die bekannteste –, die die Deutschen seit Jahrzehnten jährlich zum St. Martinstag aufrecht erhalten.
Aber wer war dieser heilige St. Martin, der jedes Jahr geehrt wird und dem wir diese schönen Traditionen zu verdanken haben? Seine Güte und Hilfsbereitschaft machte den Soldaten berühmt. Er teilte einst seinen Mantel mit einem frierendem Bettler, woraufhin sich die Gemeinde von Tours (Frankreich) Martin als Bischof wünschte. Da er sich dieser Sache nicht gewachsen sah, versteckte er sich in einem Stall und wurde – so die Legende – von schnatternden Gänsen verraten, als ihn das Volk mit Laternen und Gesängen suchte.
Um jedes Jahr an die Botschaft des Heiligen St. Martin „Vergesst die Notleidenden nicht“ zu erinnern, werden in Europa – speziell in Deutschland – viele Traditionen und Bräuche zelebriert.
Der Martinsumzug
In den Kindergärten basteln die Mütter und Väter bereits in den Wochen vor dem 11. November einzigartige und bunte Laternen, welche dann von den Kleinen voller Stolz beim Martinsumzug durch die Straßen getragen werden. Dabei werden die zuvor im Kindergarten gelernten Martinslieder zum Besten gegeben. In vielen Gegenden reitet „St. Martin“ hoch zu Ross in einem Bischofsgewand der Gemeinde voraus und weist ihr den Weg.
Am Ende des Umzuges wird vielerorts noch die Geschichte von St. Martin und dem Bettler erzählt und aufgeführt. Es soll uns an das Leid und die Not Anderer erinnern.
In anderen Regionen geht man mit seinen Laternen von Haus zu Haus, trägt den Leuten die bekannten Martinslieder vor und erhält zur Belohnung Süßigkeiten, Äpfel und Nüsse. Oftmals werden diese Belohnungen auch als Gaben für den Heiligen St. Martin angesehen, die zeigen, wie großzügig die Bewohner der Gemeinde sind.
Das Martinsfeuer und das Martinsweck
Nach dem Umzug durch die Straßen trifft sich die ganze Gemeinde, um sich am Martinsfeuer die kalten Finger zu wärmen und die köstlichen Martinswecken zu verspeisen. Das Martinsweck besteht aus Hefeteig und wird in Form eines kleines Männchens gebacken, wobei Augen und Jackenknöpfe durch Rosinen dargestellt werden. Das traditionelle Weckmännchen hält eine Tonpfeife in seiner Hand. Das Feuer ist als ein Freudenfeuer anzusehen, welches Licht in das Dunkle bringt – so wie einst die guten Taten des Martin.
Die Martinsgans und andere traditionelle Speisen
Ganz traditionell wird am 11. November eine Martinsgans aufgetischt. Der Brauch geht auf zwei Dinge zurück: Erstens auf die Legende, dass Martin durch schnatternde Gänse verraten und entdeckt wurde und sich deswegen an den Gänsen rächen wollte und sie schlachten ließ. Zweitens begann die vorweihnachtliche Fastenzeit und gleichzeitig gin die Erntezeit zu Ende. So gönnte man sich noch einmal ein letztes Festessen.
In Dänemark feiert man den sogenannten „Mortensaften“ am Abend des 10. November. An diesem Abend wird ganz traditionell – wie in Deutschland auch – ein Gänsebraten serviert, viele bereiten auch einen Entenbraten zu. Bei unserem dänischen Nachbarn wird auch die Legende, dass sich Martin im Gänsestall versteckte, erzählt. Ungeachtet dessen wurden vor Wintereinbruch die Gänse geschlachtet, da sie die kalte Jahreszeit oft nicht überlebten.
In England, Schottland und Irland wird ganz traditionell am „Saint Martin‘s Day“ ein Schweinebraten zubereitet, während sie dem heiligen Martin gedenken.
In Polen werden – anders als in Deutschland oder Dänemark – süße Croissants gebacken. „Rogal świętomarciński“ sind mit Mohn, Feigen oder anderen Köstlichkeiten gefüllte Hörnchen. Nur spezielle Bäcker dürfen dieses traditionelle Gebäck mit bestimmten Zutaten herstellen. Seit etwa 1850 werden die Croissants gebacken und zu St. Martin an arme und bedürfte Menschen verteilt.